Der Verein damals und heute

 

Die Gründung des Schützenvereins fiel in eine schwere Zeit, in der Recht und Ordnung gefährdet waren. Dem Verein kam die Aufgabe zu, die Bewohner des Ortes gegen Gefahren von außen zu schützen. Aus diesem Zusammenstehen gegen Unsicherheit und Gefahr erwuchs eine Gemeinschaft, die die Fortentwicklung des dörflichen Lebens prägte.

Die heute älteste Urkunde aus dem Staatsarchiv Marburg datiert aus dem Jahre 1722. Die eigentliche Gründung des Vereins soll jedoch schon früher erfolgt sein. Nach diesem Schriftstück konnte der Verein im Jahre 1972 sein 250jähriges und 1997 sein 275jähriges Bestehen feiern. Das alte Protokollbuch des Vereins, das wertvolle Hinweise zur Entwicklung und Geschichte des Vereins hätte liefern können, ist leider verlorengegangen.

Die Statuten des Vereins aus dem Jahre 1746 wurden 1886 überarbeitet. Es wird dort ausgeführt: ,, Es haben sich daher Endesunterzeichnete (Anmerkung: Gemeint sind hiermit Wilhelm Scheuermann und Johannes Hesse) bewogen gefunden, die früheren Schützenverordnungen vom Jahre 1746 zu Grunde zu legen....“

Der Verlust wäre für den Verein um so größer gewesen, wenn nicht der damalige Schützenkönig Fritz Schacht das wertvolle Kleinod, die Urschrift der Statuten aus dem Jahre 1746 und eine alte Fahne in seinem Bienenhaus vor den einrückenden Amerikanern im Jahre 1945 gerettet hätte.

Vereisnfahne

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Nachdem das Vereinsleben während des Zweiten Weltkrieges und auch in der Zeit danach ruhte, trugen vor allem die Vorstandsmitglieder Karl Michel, Wilhelm Scheuermann (Vahlhausen) und August Werner dazu bei, dass im Jahre 1952 erstmals wieder ein Schützenfest nach altem Brauch gefeiert werden konnte.

Durch Spenden der Mitglieder wurde im Jahre 1967 eine neue Fahne angeschafft. Die alte Fahne, die auch danach noch in Gebrauch war, ist leider nicht mehr auffindbar.

In 1970 schloß sich dem Verein eine Sportschützenabteilung an, die sehr bald mit beachtlichen Erfolgen auf sich aufmerksam machte. Die Abteilung löste sich im Jahre 1987 von der Schützengesellschaft und wurde ein eigenständiger Verein.

Im Jahre 1995 hat sich die Schützengesellschaft eine neue Satzung gegeben, ihren Namen ergänzt und nennt sich fortan..,,Schützen- und Heimatverein 1722 Lütersheim e.V.“

Jeder Schützenkönig, der im ehrlichen Wettstreit die Königswürde erringt, stiftet dem Verein ein Schild. Auch das ehemalige Fürstenhaus bekundete seine Gunst für das Lütersheimer Schützenwesen durch die Stiftung von zwei Schilden (1746 und 1802). Leider weist das Kleinod einige Lücken auf. Zur Finanzierung einer Orgel für die Kirche des Dorfes wurden einige Schilde verkauft und der Erlös der Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt.

Die Aufgabe des heutigen Schützen- und Heimatvereins besteht in der Erhaltung und Pflege des heimatlichen Brauchtums, das sich über Jahrhunderte entwickelt hat und sich in überlieferten Traditionen äußert. Im besonderen sieht der Verein seine Aufgabe darin, für die Bewohner und Freunde des Ortes die Liebe zur Heimat und Landschaft zu wecken, zu erhalten und unseren Wohnort innerlich zu verbinden. Nachdem der Verein im Jahre 1997 sein 275jähriges Bestehen mit einer Jubiläumsfeier begangen hat, wurde 1998 ein prunkvolles Jubiläumsschützen- and Heimatfest gefeiert. Höhepunkt dieses Festes waren der Große Zapfenstreich am Pfingstfreitagabend sowie das Königsschießen und die großen Festumzüge an den folgenden Tagen. Es waren Abordnungen der Historischen Schützengemeinschaft Waldeck und  befreundeter Vereine vertreten. Auch viele Lütersheimer, die mit ihren Familien in fast allen Teilen Deutschlands leben, haben Lütersheim besucht, um mit uns ,,das Lützer Fest“ zu feiern, haben Erinnerungen aufgefrischt und Freundschaften geschlossen. Diese Tage waren dazu geeignet, dem Alltagstrott zu entfliehen und Kraft für morgen zu schöpfen. Während der Regentschaft des Schützenkönigs Karl-Heinz Lindenborn (2000 zunächst bis 2002) wurde beschlossen, das Schützen- u. Heimatfest in Anpassung und mit Rücksicht auf die anderen Mitglieder der Historischen Schützengemeinschaft Waldeck künftig nur noch alle vier Jahre zu feiern. Das Königspaar Hildegard u. Karl-Heinz Lindenborn stimmte dieser Regelung und damit einer Verlängerung ihrer Regentschaft (2000 bis 2004) um weitere zwei Jahre auf vier Jahre zu. Abgelöst wurde Karl-Heinz anlässlich des Schützenfestes 2004 durch Norbert Hundertmark, der mit seiner Königin Astrid die Regentschaft von 2004 bis 2008 führte. In seiner Königsrede 2008 freute sich Norbert darüber, dass sein Vater vor 20 Jahren und sein Grossvater vor 50 Jahren als Schützenkönige in Lütersheim regierten. Abgelöst als König wurde Norbert bei dem Schützenfest 2008 von unserem langjährigem Hauptmann Günter Rudolph, der zusammen mit seiner Ehefrau Gudrun bis 2012 die Regentschaft führte. Die vakante Hauptmannstelle wurde seit dem Schützenfest 2008 mit Bernd Scheuermann-Oehl besetzt. In seiner Königsrede 2012 wies Günter Rudolph daraufhin, dass bereits mehrere seiner Vorfahren (Billerbeck, Scheuermann) Schützenkönig in Lütersheim waren. Schützenkönig 2012 bis 2016 wurde unser Hauptmann Bernd Scheuermann-Oehl, der zusammen mit seiner Königin, Martina Zölzer, die Regentschaft in Lütersheim führen wird. Die vakante Stelle des Hauptmanns wurde am Pfingstsonntag 2012 mit Stephan Rumpf besetzt. Seit 25.2.2012 ist Wilfried Fischer-Bergmann als Leutnant eingesetzt.

Mögen sich, wie in der Vergangenheit, auch in Zukunft immer wieder Menschen finden, die in der Pflege des heimatlichen Brauchtums und der überlieferten Traditionen eine Aufgabe sehen, für die es sich lohnt einzusetzen, weil sie Menschen verbindet. 
 

Albert Leyhe / Hartmut Fischer